PSA, gesamt

Kürzel PSA
Material Serum
Probengefäß Serum-Monov.
Abnahmevorschrift Venöse Abnahme.
CAVE: Vorausgehende Manipulationen an der Prostata können zu einer stärkeren Erhöhung des freien PSA im Vergleich zum Gesamt-PSA führen. Eine der Blutentnahme vorausgegangene Manipulation an der Prostata kann über eine artifizielle Erhöhung des freien PSA und damit des Quotienten f/tPSA zum Übersehen eines Prostatakarzinoms führen. Daher sollte vor erneuter PSA-Bestimmung eine Wartezeit von mindestens drei Wochen (zum Beispiel nach Biopsie) eingehalten werden. Nach weniger invasiven Maßnahmen (zum Beispiel rektale Prostatauntersuchung) genügt eine Wartezeit von einer Woche.
Einheit ng/ml
Referenzbereich
GeschlechtAlterextrem erhöhtReferenzbereich
männlich≤ 40J10.000< 1.4
männlich40J - 50J10.000< 2.0
männlich50J - 60J10.000< 3.1
männlich60J - 70J10.000< 4.1
männlich70J - 120J10.000< 4.4
Häufigkeit täglich
Nachforderung Nachforderungen sind bis zu 1 Tag nach Probeneingang möglich.
Verfahren ECLIA Sandwich
Indikation Verlaufskontrolle und Risikoabschätzung bei Prostatakarzinom, benigne Prostatahyperplasie, Prostatitis.
Klinische Hinweise Testverfahren PSA gesamt: Elecsys total PSA (ECLIA), Roche Diagnostics, zur Bestimmung des gesamten (freie + komplexierte) Prostata-spezifische Antigen (tPSA).

Der Gesamt-PSA Konzentration einer Patientenprobe kann in Abhängigkeit vom verwendeten Testverfahren unterschiedlich hohe Ergebnisse liefern. Der Laborbefund muss daher immer eine Angabe über die benutzte PSA-Bestimmungsmethode enthalten. Mit verschiedenen Testverfahren ermittelte PSA-Werte aus einer Patientenprobe können nicht miteinander verglichen werden.

Der PSA-Wert selber ist Schwankungen unterworfen, die häufig nicht durch ein Prostatakarzinom verursacht sind. Studien haben gezeigt, dass ein Unterschied zwischen zwei Messungen von 30-46% häufig allein auf biologische und/oder laboranalytische Ursachen zurückgeführt werden kann. Diverse Einflussfaktoren sind beschrieben: Prostata-Massage, Harnverhalt, Ejakulation, Zystoskopie, Katheterismus, Koloskopie und transrektaler Ultraschall der Prostata. Bei einigen dieser Studien zeigte sich ein signifikanter Anstieg des Gesamt-PSA, wenn die klinische Relevanz auch gering blieb.

Tumormarker haben eine deutlich eingeschränkte Sensitivität und Spezifität, so dass Tumormarkeruntersuchungen nicht für allgemeine Screeninguntersuchungen und für eine Lokalisationsdiagnostik geeignet sind. Die Messverfahren für Tumormarker von verschiedenen Herstellern sind aufgrund einer nicht vorhandenen Standardisierung nicht untereinander vergleichbar. Es sollten daher immer nur Ergebnisse verglichen werden, die mit dem gleichen Messverfahren ermittelt wurden. PSA ist ein Glykoprotein mit einer Kohlenhydratkette. Sein Molekulargewicht beträgt etwa 33 kD. Die Hauptfunktion des PSA besteht in der Verflüssigung gelartiger Proteine des Ejakulats, welche die Beweglichkeit der Spermien blockieren. In der Seminalflüssigkeit kommt PSA in freier Form vor, im Plasma hingegen sowohl frei, als auch komplexiert mit a-1-Antichymotrypsin (Molekulargewicht ca. 100 kD) sowie komplexiert mit a-2-Makroglobulin. Bei Frauen kann PSA aufgrund einer Expression in den Paraurethraldrüsen in sehr geringen Mengen vorkommen. Die Halbwertszeit von PSA nach radikaler Prostatektomie liegt zwischen 2,2 und 3,2 Tagen. Die Halbwertszeit des freien PSA liegt bei ca. 110 Minuten. Der Hauptanteil des schnellen Abfalls des Gesamt-PSA nach Prostatektomie ist auf den Abfall des freien PSA zurück zu führen. Komplexiertes PSA wird über die Leber eliminiert, freies PSA, mit einem Molgewicht um 30 kD, überwiegend über die Niere. Das Prostatakarzinom ist der am häufigsten diagnostizierte Tumor des Mannes und die zweithäufigste Krebstodesursache nach dem Bronchuskarzinom. PSA wird überwiegend von normalem, hyperplastischem und malignem Prostatagewebe gebildet. Ca. 10 % aller asymptomatischen Männer in der Altersgruppe ab 50 Jahre weisen einen PSA-Wert > 4 ng/ml auf. Anhand mehrerer Studien ist heute belegt, dass durch die PSA-Bestimmung in Kombination mit rektaler Untersuchung 2-3mal häufiger Prostatakarzinome entdeckt werden, als durch die digitale rektale Untersuchung allein. Problematisch bleibt die Abgrenzung zwischen benigner Prostatathyperplasie und Prostatakarzinom sowie hoch- und niedrig malignem Proastata-Karzinom.

Bewertung PSA-Quotient:
- Bei einem Gesamt-PSA von 3 - 4 ng/ml liegt der Grenzwert für den Quotienten freies PSA/Gesamt-PSA bei 0,19.
- Bei einem Gesamt-PSA von 4,1 - 10 ng/ml ist von einem Grenzwert von 0,24 auszugehen.
- Bei Überschreiten der o.g. Grenzwerte ist die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer malignen Veränderung gering, bei Unterschreiten nimmt sie zu.
Bemerkungen zur Analyse Externe Qualitätskontrolle:
Ringversuch RfB Gruppe TM, 4 x pro Jahr
Standort Zentrale
Akkreditiert Zentrale
Literatur Herstellerangabe Roche Diagnostics
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Ornstein DK, Rao GS, Smith DS, Ratliff TL, Basler JW, Catalona WJ: Effect of digital rectal examination and needle biopsy on serum total and percentage of free prostate specific antigen levels. J Urol 1997; 157:195-198
Yuan JJ, Coplen DE, Petros JA, Figenshau RS, Ratliff TL, Smith DS, Catalona WJ: Effects of rectal examination, prostatic massage, ultrasonography and needle biopsy on serum prostate specific antigen levels. J Urol 1992; 147: 810-814
Pound, C.R. (1997). Prostate-specific antigen after anatomic radical retropubic prostatectomy. Patterns of recurrence and cancer control. Urol Clin North Am; 24, 395-406.
Haese, A. et al. (2002). Adenocarcinoma of the prostate. AACCPress; 193-237.
National Academy of Clinical Biochemistry Laboratory Medicine Practice Guidelines for Use of Tumor Markers in testicular, Prostate, Colorectal, Breast, and Ovarian Cancers (2008). Clin. Chem; 54, e11-e79.
S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms. Version 6.2 - Oktober 2021 AWMF - Registernummer: 043/022OL. www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/prostatakarzinom

letzte Änderung 31.03.2024 03:05