Parathormon

Kürzel PTH
Material Serum
Probengefäß Serum-Monov.
Abnahmevorschrift Venöse Abnahme. Es besteht eine leichte Pulsatilität der PTH-Sekretion und eine zirkadiane Rhythmik mit höheren Werten am Abend. Die Blutentnahme soll morgens bis 10 Uhr erfolgen. Intaktes PTH ist instabil und beginnt schon nach 2-4 min. bei Raumtemperatur abzusinken, daher rascher Transport ins Labor und umgehende Zentrifugation + Weiterverarbeitung.
Einheit pg/ml
Referenzbereich Alter: ≤ 120J
extrem erniedrigt: 5.0
extrem erhöht: 200.0
15 - 65
Häufigkeit täglich
Nachforderung Nachforderungen sind bis zu 8 Stunden nach Probeneingang möglich.
Verfahren ECLIA Sandwich
Indikation - V.a. primären, sekundären oder tertiären Hyperparathyreoidismus
- Differenzierung der Hyperparathyreoidismus Formen
- (Pseudo-)hypoparathryeoidismus
- Adenomlokalistion
- Hypo-, Hyperkalzämie, Niereninsuffizienz, Nephrolithiasis, Nephrokalzinose, Malabsorptionssyndrom
- Beurteilung des Knochenstoffwechsels und Therapiekontrolle bei chronischer Niereninsuffizienz/Dialysepatienten
- Vitamin D-Mangel
- intraoperativ zur Überprüfung bei Adenomentfernung bei Hyperparathyreoidismus oder bei Struma-Chirurgie
Klinische Hinweise Der eingesetzte Test (Elecsys PTH, Roche Diagnostics) ist ein sog. Zweit-Generationsassay. Die in diesem Test verwendeten Antikörper reagieren mit Epitopen auf den Aminosäureregionen 26-32 und 37-42, wobei der biotinylierte monoklonale Antikörper mit dem N-terminalen Fragment (1-37) und der mit Ruthenium-Komplex markierte monoklonale Antikörper mit dem C-terminalen Fragment (38-84) reagiert. Es werden intaktes PTH und Non-(1-84) PTH Fragmente (aminoterminal (N)-verstümmelten PTH Fragmente) erfasst. Der Test weist eine 99 %-ige Kreuzreaktivität mit dem PTH Fragment 7-84 auf. C-terminale und Mid-Fragmente sollen nicht detektiert werden.
Die Zweit-Generationsassays werden global als intakte PTH Assays (iPTH) bezeichnet.

Parathormon (PTH) besteht aus einer Peptidkette mit 84 Aminosäuren. Es wird in den Nebenschilddrüsen bei einer niedrigen extrazellulären Konzentration von ionisiertem Kalzium gebildet und pulsatil in zirkadianer Rhythmik ausgeschüttet.
PTH steuert das Zusammenspiel zwischen Knochen-, Calcium- und Vitamin D-Stoffwechsel. Es reguliert die Homöostase von Knochen und Mineralien und spielt eine zentrale Rolle in der Pathogenese von Knochenerkrankungen, beim primären und sekundären Hyperparathyreoidismus und besonders bei der fortgeschrittenen Niereninsuffizienz.

PTH reguliert in Wechselwirkung mit Calcitonin und Vitamin-D3 die Serumkonzentration des ionisierten Kalziums durch direkte Wirkung am Knochen und an den Nieren. PTH steigert die Ca2+-Konzentration im Plasma durch verschiedene Mechanismen:
- Freisetzung von Ca2+ aus den Knochen.
- Steigerung der renal tubulären Ca2+-Absorption.
- Stimulierung der Synthese von 1-25OH-Vitamin-D (Calcitriol) aus 25-OH-Vitamin-D in den proximalen Tubuli der Nieren, dadurch wird die Absorption von Ca2+ im Dünndarm gesteigert und gleichzeitig über eine Rückkopplung die Sekretion von PTH reduziert.
- Phosphaturische Wirkung: PTH hemmt die Aktivität der Na+/Phosphat Cotransporter in den proximalen Tubuli der Nieren.

Bei Gesunden ist die PTH-Sekretion primär abhängig von der Konzentration des ionisierten Kalziums und von der Phosphatkonzentration.
Die Halbwertzeit des intakten Parathormons beträgt in vivo nur 2-5 Minuten.

Bei primärem Hyperparathyreoidismus oder ektopischer PTH-Produktion weist die Mehrzahl der Patienten eine erhöhte PTH-Konzentration bei gleichzeitig erhöhter Kalziumkonzentration auf.
Im Gegensatz dazu weisen Patienten mit Tumorhyperkalzämie oder Hyperkalzämie anderer Ursache (z.B. Vitamin-D3-Intoxikation) typischerweise normal-niedrige oder erniedrigte PTH-Konzentrationen auf.
Bei Patienten mit sekundärem Hyperparathyreoidismus, i.d.R. verbunden mit einer Niereninsuffizienz, sind die PTH-Konzentrationen erhöht. Hierbei finden sich üblicherweise niedrige Kalzium- und hohe Phosphatkonzentrationen.
Eine Hypokalzämie, verbunden mit niedrigen PTH-Konzentrationen, findet man bei Patienten mit einem Hypoparathyreoidismus.

Zirkulierende immunoreaktive Formen von PTH

PTH 1-84
PTH 1-84 ist das bioaktive einkettige Peptidhormon, das von den Nebenschilddrüsen sezerniert wird und erhöht die Ca2+-Konzentration im Blut. Seine biologische Wirkung erzielt es über die ersten 34 Aminosäuren, die mit dem PTH/PTHrP-Rezeptor Typ 1 reagieren.

PTH-Fragmente
Neben dem biologisch aktiven Hormon zirkulieren im Plasma noch PTH-Fragmente mit carboxyterminalen Anteilen (C-Fragmente) und aminoterminalen Anteilen (N-terminale PTH-Formen). Die C-terminalen Fragmente werden renal eliminiert und haben eine 5-10 fach höhere Halbwertszeit als das bioaktive PTH 1-84. Aus den unterschiedlichen Halbwertzeiten resultieren bei Personen mit normalem Serum-Calzium folgende Anteile an immunoreaktivem PTH:
--> 5-30 % PTH 1-84
--> 70-95 % C-terminale Fragmente
--> 4-8 % N-terminale PTH-Formen

C-Fragmente:
Beim Gesunden machen sie einen Anteil von ca. 80 % aus, bei chronischer Niereninsuffizienz (Chronic kidney disease, CKD) sind es bis zu 95 %. Die Regulation der C-Fragmente in der Zirkulation wird über die Konzentration des Ca2+ bestimmt. Die Steuerung findet aber innerhalb des Referenzbereichs von Ca2+ statt. Hypokalziämie begünstigt die Sekretion von PTH (1-84) stärker als die Bildung von C-Fragmenten. Große C-Fragmente des PTH mit teilweise erhaltenem N-Terminus werden von den Nebenschilddrüsen beim primären und sekundären Hyperparathyreoidismus sezerniert.

N-Fragmente:
N-Fragmente werden von den Nebenschilddrüsen sezerniert und machen 4-8 % des immunoreaktiven PTH aus. Im Endstadium der CKD kann der Anteil auf bis zu 15 % ansteigen. Sie werden zudem auch verstärkt beim primären Hyperparathyreoidismus und dem Nebenschilddrüsen-Adenom gebildet.

Non-(1-84) Fragmente:
Die Non-(1-84) PTH Fragmente (aminoterminal (N)-verstümmelten PTH Fragmente) sind große zirkulierende C-Fragmente mit teilweise erhaltener (N)-Struktur. Der Anteil der Non-(1-84) Fragmente an den C-Fragmenten des PTH liegt bei ca. 10 % und macht bei Gesunden etwa 20 % des PTH aus, das mit intakten PTH Assays gemessen wird. Bei der chronischen Nierenerkrankung kann der Anteil der Non-(1-84) PTH Fragmente bis zu 45 % betragen.

Ein wichtiges Non-PTH Fragment ist PTH 7-84. Es bindet nicht an den PTH/PTHrP-Rezeptor Typ 1, ist biologisch inaktiv und hat keine kalziämische Wirkung. Es bindet jedoch an Rezeptoren, die mit dem C-terminalen Teil von PTH reagieren (C-PTH-Rezeptoren). Diese Rezeptoren finden sich auch auf osteolytischen Zellen. PTH 7-84 hemmt darüber die Knochenresorption, die durch Osteoklasten aktivierende Substanzen wie 1,25(OH)2D, Prostaglandin E2 und IL-11 ausgelöst wird. PTH 7-84 soll zudem hypokalziämische Eigenschaften haben und den kalziämischen Wirkungen von PTH 1-84 entgegen wirken. Insgesamt scheint PTH 7-84 dem PTH 1-84 konträre Effekte zu haben.
Bemerkungen zur Analyse Die PTH-Bestimmung lässt sich je nach Anforderungsort und Transportzeit auch als intraoperative Untersuchung durchführen.

Externe Qualitätskontrolle:
Ringversuch RfB Gruppe HP, 4 x pro Jahr

Standort Zentrale, AKR
Akkreditiert Zentrale, AKR
Literatur Herstellerangabe Elecsys PTH, Roche Diagnostics
Labor & Diagnose 2022; Lothar Thomas, Prof. Dr. med. Hrsg.; https://www.labor-und-diagnose.de/
Bringhurst FR. Circulating forms of parathyroid hormone: peeling back the onion. Clin Chem 2003; 49: 1793-5.
D\u2019Amour P. Circulating PTH molecular forms: What we know ans what we don\u2019t. Kidney Int 2006; 70: s29-S33.
letzte Änderung 28.12.2023 12:02