Lipoprotein (a)

Kürzel Lpa
Material Serum
Probengefäß Serum-Monov.
Abnahmevorschrift Venöse Abnahme
Einheit nmol/l
Referenzbereich extrem erhöht: 125
< 75
Häufigkeit täglich
Nachforderung Nachforderungen sind bis zu 3 Tage nach Probeneingang möglich.
Verfahren Immunologischer Trübungstest
Indikation Früherkennung eines erhöhten Atherosklerose-Risikos, familiär erhöhtes Risiko einer koronaren Herzkrankheit
Klinische Hinweise Lipoprotein (a) / Lp(a) besteht aus einem LDL-ähnlichen Partikel, an den das Lipoprotein (a)-spezifische Apolipoprotein (a) über eine Disulfidbrücke gebunden ist.
Apolipoprotein (a) ist in hohem Maße homolog zu Plasminogen. Lp(a) ist ein cholesterinreiches Lipoprotein, das unabhängig von Triglyceriden in der Leber synthetisiert wird und weder alters- noch ernährungsabhängig ist.

Lp(a) ist ein von anderen Lipidparametern unabhängiger Risikofaktor kardiovaskulärer Erkrankungen.
Nach den Empfehlungen der European Atherosclerosis Society (EAS) in einem Konsensus-Statement von 2022 liegt ein erhöhtes Risiko bei Werten zwischen 75-125 nmol/l (30-50 mg/dl) vor.
Man geht davon aus, dass bis zu 20 % der Allgemeinbevölkerung erhöhte Lp(a)-Spiegel aufweisen.
Studien zeigen zudem, dass bei Vorliegen der Indexerkrankungen ein erhöhtes Lp(a) bei deutlich mehr als bei 20 % der Betroffenen gefunden wird.

Nach derzeitigem Kenntnisstand fördert Lp(a) durch verschiedene pathophysiologische Mechanismen das Auftreten atherosklerotischer kardiovaskulärer Erkrankungen:
- Proinflammatorische Wirkung: Lp(a) ist das Lipoprotein mit dem höchsten Anteil an oxidierten Phospholipiden. Oxidierte Phospholipide werden in sehr hoher Konzentration in Koronarplaques gefunden. Es ist bekannt, dass sie vielfältige inflammatorische Kaskaden sowie die Freisetzung von Zytokinen induzieren können.
- Proatherogene Wirkung: Durch die ähnliche Struktur zu LDL (apoB-Anteil) hat Lp(a) den proatherogenen Charakter des LDL und ist assoziiert mit Progression der koronaren Calziumeinlagerung sowie der zentralen Nekrotisierung. Es induziert die Expression von inflammatorischen und calzifizierenden Genen in vaskulären und valvulären Zellen.
- Prothrombotische Wirkung? Das an Lp(a) gebundene Apo(a) weist eine Homologie zu Plasminogen auf, ohne jedoch eine analoge Wirkung zu entfalten. Die dadurch vermuteten prothrombotischen und anti-fibrinolytischen Eigenschaften in vivo bleiben bislang ohne eindeutigen Beleg.

Lp(a) ist zu > 90 % genetisch determiniert und wird autosomal-kodominant vererbt (LPA-Genlocus). Äußere Einflüsse, wie Alter, Ernährung oder körperliche Aktivität, beeinflussen die Lp(a)-Werte praktisch nicht. Deshalb sind Lp(a)-Werte lebenslang weitgehend konstant und eine einmalige Bestimmung ist ausreichend.
Die Guidelines der European Society of Cardiology (ESC) und der European Atherosclerosis Society (EAS) von 2019 empfehlen, bei jedem Erwachsenen wenigstens einmal im Leben die Bestimmung des Lp(a) vorzunehmen (Klasse-IIa-Empfehlung). Dadurch sollen gerade Personen mit sehr hohen Lp(a)-Spiegeln (> 430 nmol/l bzw. > 180 mg/dl) identifiziert werden, die ein vergleichbar hohes kardiovaskuläres Risiko haben wie Patienten mit heterozygoten familiären Hypercholesterinämien.

Zudem empfehlen die Leitlinien, dass zumindest bei Patienten mit frühzeitigen kardiovaskulären Erkrankungen in der Familiengeschichte die Bestimmung von Lp(a) erwogen wird (Klasse-IIa-Empfehlung). Auch zur besseren Risikostratifikation von Personen mit grenzwertigem Risiko nach Risikoscores (moderates bis hohes Risiko) kann das Lp(a) nach den Empfehlungen der europäischen Guidelines herangezogen werden.

Desweiteren ist eine Lp(a)-Bestimmung insbesondere bei folgenden Personen sinnvoll:
- Patienten mit einer Arteriosklerose vor dem 60. Lebensjahr (Männer)
- Patienten mit einer Familiären Hypercholesterinämie (FH)
- Patienten, bei denen eine Arteriosklerose oder eine KHK voranschreitet, obwohl der LDL-C-Zielwert medikamentös erreicht ist

Therapieoptionen
Derzeit gibt es keine zugelassenen Medikamente zur spezifischen Lp(a)-Senkung, die bislang zugelassenen Lipidsenker haben nicht die erhofften Effekte bei der Lp(a)-senkenden Wirkung gezeigt.
Aktuell verbleibt lediglich die Lipoproteinapherese als Therapieoption für erhöhte Lp(a)-Werte.
Bemerkungen zur Analyse Besonderheiten bei der Lp(a) Bestimmung
Das Hauptproblem für den genauen Lp(a)-Nachweis stellt der Apolipoprotein a / Apo (a)-Größenpolymorphismus dar. Die Lp(a)-Spiegel schwanken erheblich sowohl zwischen Individuen als auch den ethnischen Gruppen, da die Konzentration in erster Linie durch das Apo (a)-Gen auf Chromosom 6 bestimmt wird. Durch die hohe variable Anzahl von Kringel 4-Typ 2-Domänen umfasst die Größe von Apo (a) einen Bereich von 187 kDa bis über 662 kDa.
Tests mit Antikörpern, die gegen diesen variablen Teil des Lp(a)-Moleküls gerichtet sind, führen bei Patienten mit Apo (a), das kleiner als in dem verwendeten Kalibrator ist, zu falsch niedrigen Werten und in Proben mit größeren Apo (a)-Partikeln als in dem verwendeten Kalibrator zu falsch hohen Werten. Die Messung der Lp(a)-Masse ist aufgrund der Größenheterogenität wenig sinnvoll. Deshalb sollten die Werte als Molekülmengen in Nanomol pro Liter Lp(a)-Protein ausgedrückt werden.
Es gibt deutliche ethnische Unterschiede der Lp(a)-Werte in der Weltbevölkerung: Menschen mit schwarzer Hautfarbe haben im Mittel höhere Werte als Personen mit weißer Hautfarbe (Kaukasier) oder Chinesen.

Externe Qualitätskontrolle:
Ringversuch RfB Gruppe LP, 4 x pro Jahr
Standort Zentrale
Akkreditiert Zentrale
Literatur Lipoprotein(a) in atherosclerotic cardiovascular disease and aortic stenosis: a European Atherosclerosis Society consensus statement. Florian Kronenberg, Samia Mora, Erik S G Stroes, Brian A Ference, Benoit J Arsenault, Lars Berglund, Marc R Dweck, Marlys Koschinsky, Gilles Lambert, François Mach, Catherine J McNeal, Patrick M Moriarty, Pradeep Natarajan, Børge G Nordestgaard, Klaus G Parhofer, Salim S Virani, Arnold von Eckardstein, Gerald F Watts, Jane K Stock, Kausik K Ray, Lale S Tokgözo\u011flu, Alberico L Catapano. European Heart Journal, Volume 43, Issue 39, 14 October 2022, Pages 3925-3946, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac361
Finding very high lipoprotein(a): the need for routine assessment. Nick S Nurmohamed, Yannick Kaiser, Pauline C E Schuitema, Shirin Ibrahim, Melchior Nierman, Johan C Fischer, Steven A J Chamuleau, Paul Knaapen, Erik S G Stroes. European Journal of Preventive Cardiology, Volume 29, Issue 5, March 2022, Pages 769-776, https://doi.org/10.1093/eurjpc/zwab167
Lipoprotein(a) and Metabolic Syndrome - Evidence for an Inverse Association in a Pooled Cross-Sectional Analysis of the Berlin Aging Study II (BASE-II) and the Study of Health in Pomerania (SHIP-0). Buchmann, N; Ittermann, T; Demuth, I; Markus, M R P; Völzke, H; Dörr, M; Friedrich, N; Lerch, M M; Santos, R D; Schipf, S; Steinhagen-Thiessen, E. Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 270-6. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0153
Lipoprotein(a). Annika Reuser, Wolfgang Koenig, Ulrich Laufs. Dtsch Med Wochenschr 2022
Lipoprotein (a): Aus kardiologischer Sicht zu wenig beachtet? Wienbergen H, Rühle S, Osteresch R, Hambrecht R. Dtsch Arztebl 2021; 118(15): [16]; DOI: 10.3238/PersKardio.2021.04.16.05
Herzinfarktvorsorge: Leitlinien zur Lipoprotein(a)-Bestimmung ungenügend umgesetzt. Dtsch Arztebl 2022; Sept. Herzinfarktvorsorge: Leitlinien zur Lipoprotein(a)-Bestimmung... (aerzteblatt.de)
Lipoprotein(a) as a cardiovascular risk factor: current status. Nordestgaard BG, Chapman MJ, Ray K, et al. Eur Heart J 2010; 31 (23): 2844-53.
A Test in Context: Lipoprotein(a): Diagnosis, Prognosis, Controversies, and Emerging Therapies. Tsimikas S. J Am Coll Cardiol 2017; 69 (6): 692-711
letzte Änderung 31.03.2024 03:04