HIT IgG-Ak (Serum)

Kürzel HITIGG
Material Serum
Probengefäß Serum-Monov.
Abnahmevorschrift Serum
Einheit U/ml
Referenzbereich extrem erhöht: 1.00
< 1.00
Häufigkeit täglich
Nachforderung Nachforderungen sind bis zu 1 Woche nach Probeneingang möglich.
Verfahren ELISA (quantitativ)
Indikation V.a. Heparin induzierte Thrombozytopenie Typ II
Klinische Hinweise Die Untersuchung auf HIT-IgG-Antikörper erfolgt aus Serum und wird rund um die Uhr durchgeführt.

Präanalytik:
Bitte vor Anforderung die klinische Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer HIT anhand des 4-T Score (unter Klinische Information) beachten!

WICHTIG: Klinische Prätestwahrscheinlichkeit beachten!
Die Heparin-induzierte Thrombozytopenie Typ II (HIT Typ II) muss von der harmlosen HIT Typ I abgegrenzt werden.

Die HIT Typ II stellt primär eine klinische Diagnose dar. Bitte vor Anforderung die klinische Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer HIT anhand des 4-T Score nach Greinacher beachten! Der 4T-Score von Greinacher bildet die Grundlage für die Einschätzung der klinischen Wahrscheinlichkeit einer HIT Typ II.
Die folgenden klinischen Kriterien müssen erfüllt sein:
1. Thrombozytenabfall um mindestens 50% (bezogen auf den Ausgangswert vor Heparingabe) unter Heparingabe ab Tag 5 (bei Reexposition innerhalb der letzten 3 Monate auch früher)
2. Ausschluss anderer Ursachen einer Thrombozytopenie
3. Rascher Wiederanstieg der Thrombozytenzahl nach Absetzen von Heparin

Der 4T-Score ermittelt die Prätest-Wahrscheinlichkeit einer HIT Typ II und erleichtert die Entscheidung zur Umstellung der Antikoagulation
Score 0 - 3: HIT sehr unwahrscheinlich (<5%)
Score 4 - 5: HIT-Wahrscheinlichkeit moderat
Score 6 - 8: HIT-Wahrscheinlichkeit hoch (>80%)

Bei begründetem klinischen Verdacht auf eine HIT Typ II sollte Heparin sofort abgesetzt und eine alternative Antikoagulation durchgeführt werden.
Sollte die Labordiagnostik keinen Hinweis auf eine HIT Typ II liefern, kann bedenkenlos wieder Heparin gegeben werden.

Eingesetzte Untersuchungsmethode im mvzlm Ruhr:
Nachweis von IgG-Antikörpern gegen Heparin/PF4-Komplex.
HemosIL AcuStar HIT-lgG (PF4-H)Test, Zweistufen-Chemilumineszenz-Immunoassay.

Bewertung:
Messwerte >/= 1,00 U/ml weisen auf die Anwesenheit von HIT-IgG-Antikörpern hin. Ein schwach positives Ergebnis kann dafür sprechen, dass die Antikörper nicht Plättchen-aktivierend sind. Ein stark positives Ergebnis dagegen kann für ein höheres Risiko einer HIT sprechen. Je höher das Testergebnis ausfällt, desto wahrscheinlicher ist das Vorliegen von Plättchen-aktivierenden, klinisch relevanten Antikörpern.
Bei einem Cut-off von 1,0 U/ml beträgt die Sensitivität und Spezifität 100% bzw. 94,7% (PPV 64,3% / NPV 100%).
Bei einem Cut-off von 2,89 U/ml beträgt die Sensitivität und Spezifität 100% bzw. 96,8% (PPV 75% / NPV 100%).
Bei einer hohen prätest-Wahrscheinlichkeit (hoher 4-T Score nach Greinacher) verbessert sich die Aussagekraft weiter.

Die Testergebnisse sollten bei der Diagnosestellung immer im Zusammenhang mit weiteren Informationen (klinischer Kontext!) bewertet werden.
Ein positives Ergebnis bestätigt aber nicht zwangsläufig die Diagnose einer HIT-II. Bei einigen Patienten können natürlicherweise Antikörper gegen PF-4 auftreten. Daher sollten Testergebnisse bei Diagnosestellung immer im klinischen Kontext bewertet werden (4T-Score!). In unklaren Fällen wird die Bestätigung durch einen funktionellen Test empfohlen.
Bemerkungen zur Analyse Hinweis zur Fragestellung VITT - vakzininduzierte immunthrombotische Thrombozytopenie nach COVID-Impfung mit Vektor-Impfstoff:
in seltenen Fällen kann im Zeitraum von 4 bis 20 Tagen nach Impfung mit Vektorimpfstoffen wie Astra-Zeneca eine vakzininduzierte immune thrombotische Thrombozytopenie (VITT) auftreten. Offenbar werden durch die die Impfung immunvermittelt Antikörper gegen Thrombozytenantigene gebildet. In Analogie zur klassischen Heparin-induzierten Thrombozytopenie (HIT) kann es so Fc-Rezeptor-vermittelt zu einer Thrombozytenaktivierung, Verbrauchskoagulopathie und Thrombose - insbesondere an atypischer Lokalisation wie den Sinusvenen oder im Splanchnikusgebiet - kommen.

Die Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung empfiehlt bei V.a. eine VITT folgende Labordiagnostik:
- Großes Blutbild mit Thromboyztenzahl und Ausstrich auf Fragmentozyten
- Globalgerinnung inklusive INR, aPTT, Fibrinogen
- D-Dimere
- Ggf. HIT-Diagnostik (Cave: siehe unten!)

Bei normaler Thrombozytenzahl und nicht oder nur gering erhöhten D-Dimeren ist laborseitig eine VITT äußerst unwahrscheinlich. Bei Thrombozytopenie <100 G/l sowie stark erhöhten D-Dimeren sollte eine HIT-Diagnostik erfolgen. Cave: der aktuell im mvzlm Ruhr etablierte HIT-Test (HemoSil AcuStar) ist dafür nicht geeignet! Es muss auf einen alternativen Assay (ZYMUTEST HIA) im Labor MVZ Eberhard und Partner in Dortmund ausgewichen werden. Wir bitten in diesen Fällen daher um unverzügliche Kontaktaufnahme mit dem diensthabenden Laborarzt.

Externe Qualitätskontrolle:
Ringversuch ECAT SURVEY HIT Ak, 2 x pro Jahr
Standort Zentrale
Akkreditiert Zentrale
n. Akkreditiert _________________
Literatur Assessment of the performances of AcuStar HIT and the combination with heparin-induced multiple electrode aggregometry: A retrospective study. Minet V, et al. Thromb Res 2013 Sep;132(3):352-9.
Herstellerangabe Fa. Instrumentation Laboratory (IL)
letzte Änderung 24.03.2024 03:02