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Von den kardiologischen Fachgesellschaften ESC und AHA wird das 99. Perzentil einer gesunden Referenzpopulation als Cut-Off für eine pathologische Troponin-Erhöhung definiert.1,2 Die zusätzliche Forderung, dass die Troponin-Tests bei dieser Analytkonzentration einen Variationskoeffizienten von <10 % aufweisen, kann seit ca. 2010, nach Weiterentwicklung der Testsysteme, erfüllt werden.
Referenzbereichsstudien haben für den im mvzlm Ruhr eingesetzten Elecsys Troponin T high sensitive Assay bei gesunden Blutspendern einen 99. Perzentil von 0,014 ng/ml ergeben.
Vorteile:
Deutlich früherer Nachweis einer Erhöhung von cTn bei akutem Myokardinfarkt3
Selbst leichte cTn-Erhöhungen besitzen eine hohe prognostische Bedeutung für einen nachfolgenden Myokardinfarkt / Tod oder Reinfarkt
Es gibt Hinweise, dass niedrige cTn-Konzentrationen geeignet sein könnten, die Wahl der Therapiestrategie (Intervention, Medikation) zu erleichtern
Nachteile:
Konstant leicht erhöhte cTn-Konzentrationen bei chronischen Erkrankungen (z.B. Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz, Schilddrüsenerkrankungen etc.) erschweren eine Interpretation der cTn-Werte bei Verdacht auf ein akutes Geschehen.
Troponine werden ausschließlich im Herzen durch Komponenten des kontraktilen Apparates des Myozyten exprimiert. Eine kleine Fraktion findet sich ungebunden im Zytoplasma und wird unmittelbar nach einem irreversiblen Membranschaden freigesetzt. Detektierbare Konzentrationen an cTnT bei Einsatz sensitiverer Troponin-Assays reflektieren daher auch den physiologischen Zell-Turnover einschließlich Nekrose und Apoptose.
Nach einer myokardialen Nekrose und in der Folge verschiedener nonischämischer akuter oder chronischer Umstände wie akute oder chronische Herzinsuffizienz, Lungenembolie, chronische pulmonale Hypertension, Myokarditis oder Sepsis können Troponin-Konzentrationen im Blut messbar ansteigen.
Dies bedeutet, dass die Spezifität der Troponin-Bestimmung mit steigender analytischer Sensitivität des Troponin-Assays für die Diagnose akutes Koronarsyndrom abnimmt. Die Konsequenz ist, dass die Troponin-Messwerte umso mehr im klinischen Kontext interpretiert werden müssen.
Folglich erfordert die Diagnose eines AMI ein erhöhtes Troponin über der 99. Perzentile mit einem typischen Anstieg oder Abfall 4 als Hinweis auf ein akutes Ereignis in Kombination mit mindestens einem Kriterium, welches den klinischen Kontext einer myokardialen Ischämie stützt:
Kriterien für akuten Myokardinfarkt
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Algorithmus zur schnellen Klassifizierung von Brustschmerzpatienten mit ElecsysT Troponin Ths:
Reichlin T. et al.: Arch Intern Med (2012);172 (16): 1211-1218
Dr. med. Y. Stiegler
Literatur:
Thygesen K, Alpert JS, White HD, et al., on behalf of the Joint ESC/ACCF/AHA/WHF Task Force for the Redefinition of Myocardial Infarction. Universal definition of myocardial infarction. Eur Heart J 2007;28:252538
Reichlin T. et al.: One-Hour Rule-out and Rule-in of Acute Myocardial Infarction Using High-Sensitivity Cardiac Troponin T. Arch Intern Med (2012);172 (16): 12111218